Belastungen

Die ökologische Situation der Meere ist kritisch. Küstenökosysteme gehen großflächig verloren, die Verschmutzung und Überfischung nehmen zu. In der Regel sind es keine plötzlichen Katastrophen, die die Verschlechterung der Umwelt bedingen, sondern schleichende Prozesse. Seitdem der „Club of Rome“ 1972 mit seiner Studie „Die Grenzen des Wachstums“ eine der ersten globalen Prognosen zur ökologischen Zukunft des Planeten veröffentlicht hat und die internationale Umweltbewegung ihren Anfang nahm, sind inzwischen mehr als 43 Jahre vergangen und selbst mittel- und langfristige Warnungen hatten genügend Zeit sich zu bewahrheiten.

An den Küsten hat eine Industrialisierung der Meere eingesetzt, die in weiten Teilen von den Umwelt- und Ressourcenkrisen an Land angetrieben wird. Fischerei und Schifffahrt haben sich deutlich intensiviert, die Offshore-Ölförderung ebenso wie auch der Ausbau der Siedlungsgebiete und Infrastrukturen an den Küsten. Neue Nutzungen wie der Bau von Offshore-Windenergie-Anlagen sind als neue Belastungen hinzugekommen. Insgesamt nimmt die menschliche Nutzung der Meere eine neue Qualität an. Das Meer hat seine Geheimnisse endgültig verloren und nicht nur die Forschung, auch der Zugriff auf die Meeresressourcen stößt in die Tiefe vor und nimmt zugleich enorme Ausmaße an. Allein die geschätzte Menge an Sand und Kies, die jährlich im Meer abgebaut wird, liegt bei etwa 15 Milliarden Tonnen.

Das aktuell prominenteste Thema des Meeresschutzes ist die globale Vermüllung der Meere mit Plastik.

Und selbst der Plastikmüll ist wiederum nur ein kleiner Ausschnitt der Meeresverschmutzung, die durch die alltägliche Einbringung von Pestiziden, Reinigungsmitteln, Industriechemikalien, Medikamenten und Hormonen in die Meere geschieht. Ebenso wenig bleiben die Meere von Giftmüll und radioaktiven Stoffen verschont. Sie werden über die Meere in Länder transportiert, die ihnen als Endlager dienen sollen und zumeist im globalen Süden liegen.

Die Überdüngung ist eine weitere globale Bedrohung für die Ökologie der Weltmeere. Ungefähr 80 Prozent der marinen Ökosysteme sind von überhöhten Nährstoffeinträgen betroffen. Derzeit können über 500 Totzonen gezählt werden, in denen am Meeresboden Sauerstoffmangel herrscht. Die drei größten Totzonen befinden sich in der Ostsee (84.000 km2), im Schwarzen Meer (40.000 km2) sowie im Golf von Mexiko (22.000 km2).

Weltweit gelangen über Luft und Wasser jährlich etwa 43 Megatonnen Stickstoff und zwischen 8 und 9 Megatonnen Phosphor in die Weltmeere. Die wichtigsten Einzelquellen sind die Landwirtschaft, Autoabgase sowie Abwässer aus der Industrie und Privathaushalten. Bis 2020 sollte die Menge der Nährstoffeinträge in Gebieten, die von Überdüngung betroffen sind halbiert werden. Perspektivisch müssen auch hier End-of-Pipe-Strategien wie Klärung durch grundlegende Lösungen in der Produktion und dem Einsatz von Nährstoffen ersetzt werden. Ein entscheidender Ansatzpunkt ist der Abbau der Massentierhaltung sein.