Fischerei

Die Fischerei ist von großer Bedeutung für die Ernährungssicherheit und den Lebensunterhalt hunderter Millionen Menschen weltweit. Insbesondere für die Küstenkommunen in Entwicklungsländern ist die Fischerei unerlässlich um Hunger und Armut zu bekämpfen. Die Welternährungsorganisation schätzt, dass etwa 10% der Weltbevölkerung direkt oder indirekt ökonomisch abhängig sind von der Fischereiwirtschaft. Ein Großteil von ihnen lebt in Asien. Die Fischereiwirtschaft schafft Arbeitsplätze auf den Booten, in der Verarbeitung und im Handel. Allein 59,6 Millionen Menschen waren 2016 als Fischer*innen und Fischfarmer*innen im Sektor beschäftigt.
Fisch und Meeresfrüchte tragen wesentlich zur Versorgung mit Nahrungsmitteln bei. Mehr als 3 Milliarden Menschen deckten 2015 mindestens 20 Prozent ihres tierischen Eiweißbedarfs durch Fische und Meeresfrüchte. In den am wenigsten entwickelten Ländern [Least Developed Countries | LDCs] lag der Durchschnitt bei 26 Prozent. In vielen Entwicklungsländern mit Zugang zum Meer liegt dieser Anteil noch höher. In Bangladesch, Kambodscha, Gambia, Ghana, Indonesien, Sierra Leone, Sri Lanka und manchen SIDS liefert die Fischerei mehr als die Hälfte der tierischen Proteine. Weltweit nimmt der Fischkonsum trotz aller Probleme immer weiter zu: für das Jahr 2016 errechnete die Welternährungsorganisation einen weltweiten Fischverzehr von rund 151 Millionen Tonnen. Mit 20,3 kg Fischereiprodukten pro Kopf und Jahr hat sich der Fischkonsum damit bis 2016 in den letzten gut 50 Jahren mehr als verdoppelt.
Der Handel mit Fisch und Meeresfrüchten ist nach Erdöl und -gas der zweitwichtigste Exportsektor der Entwicklungsländer. 35% der globalen Fischproduktion in einem Wert von 143 Mrd. USD kamen 2016 auf den internationalen Markt. Der Handelserlös der Entwicklungsländer aus der Fischerei ist höher als die Gewinne aus dem Verkauf von Tee, Kaffee, Soja, Fleisch und Bananen. Europa ist einer der wichtigsten Märkte für Fisch und die europäischen Unternehmen verschaffen sich durch Import, aber auch den Kauf von Fanglizenzen in fremden Gewässern und illegale Fischerei Zugang zu den Fanggebieten weltweit. Die eigenen Gewässer sind überfischt, die vorhandenen Fangkapazitäten sind viel zu hoch für eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände und konkurrierende Nutzungsinteressen verkleinern die Fanggebiete kontinuierlich.

Von den 171 Mio. Tonnen an Fisch und Meeresfrüchten, die 2016 gefangen und produziert wurden, stammten 90,9 Millionen Tonnen Fisch aus den Meeren und Binnengewässern. Dazu kamen noch etwa 80 Millionen Tonnen aus der Mari- und Aquakultur. Jenseits der offiziellen Statistiken, die die Welternährungsorganisation in ihrem Bericht The State of World Fisheries and Aquaculture 2018 erstellt hat, werden 12 bis 30 Millionen Tonnen Fisch und Meereslebewesen illegal aus den Ozeanen gefischt und eine noch einmal etwa gleich große Menge an Meerestieren als Beifang aus dem Meer geholt. Auch die Subsistenz- und Freizeitfischerei werden selten erfasst. Nicht zuletzt bleiben die Verluste verborgen, die durch den Sauerstoffmangel im Meer entstehen, die die destruktiven Fangpraktiken am Meeresboden nach sich ziehen oder die  durch Bebauung der Küstenregionen und die Zerstörung der marinen Ökosysteme langfristig verursacht werden.