Tiefseebergbau

Vorgeblich, um den wachsenden Rohstoffbedarf abzudecken, sind mittlerweile 2 Millionen Quadratkilometer Meeresboden im Gebiet der Internationalen Meeresbodenbehörde an Lizenzgebieten für den Tiefseebergbau vergeben. Zusätzlich waren über 800.000 km² in den nationalstaatlichen Ausschließlichen Wirtschaftszonen an Lizenzgebieten genehmigt worden. Zwei Lizenzgebiete hält Deutschland im Gebiet der Internationalen Meeresbodenbehörde; eines mit einer Fläche von 75.000km² im Pazifik für den Manganknollenabbau und eines mit einer Fläche von 10.000km² im Indischen Ozean für die Förderung von Sulfiderzen in Hydrothermalfeldern.

In den vergangenen zehn Jahren hat ein regelrechter Wettlauf um unterseeische Ressourcen eingesetzt. Mittlerweile sind Dutzende von Lizenzen von pazifischen Inselstaaten an Konzerne vergeben worden, die Tiefseebergbau-Projekte planen. Allein die kanadische Firma Nautilus hat sich in Papua-Neuguinea 14 Abbaulizenzen gesichert. Hier, mitten im Korallendreieck, soll erstmals kommerzieller Meeresbergbau in der Tiefsee stattfinden. Nautilus Minerals steht demnach mit dem Projekt „Solwara 1“ kurz davor, den weltweit ersten kommerziellen Abbau von Erzen in der Tiefsee zu beginnen.

Etwa 9.000.000m² toxischer Gesteinsschlämme jährlich soll das Tiefseebergbau-Projekt Solwara 1 vor Papua-Neuguinea beim Abbau der von Hydrothermalquellen in 1.600m abgelagerten Sulfiderze verklappen.
Das geplante Vorhaben begleiten hehre Versprechen: Tiefseebergbau sei umweltfreundlicher und sozial gerechter als Bergbau an Land, heißt es. Von Beginn an würden vorausschauend mögliche Umweltauswirkungen einbezogen, würde Risiken entgegengesteuert, heißt es. Und doch soll das Projekt realisiert werden ohne technische Überwachungsinstrumente und ohne das finanzielle Potential, vor Ort Unfällen entgegenzuwirken. Niemand, der das Vorsorgeprinzip ernst nimmt, einen Blick auf die Seekarten der Welt wirft, würde diesen Ort für seinen Testversuch wählen. Vor der Küste Papua-Neuguineas [PNG] liegt eine der artenreichsten und ökologisch bedeutsamsten Meeresregionen der Welt.

Tiefseebergbau würde nicht nur die dortige Meeresnatur gefährden, sondern auch die nachhaltige Sicherung dieser Ökosysteme als Existenzgrundlage für die Küstenbevölkerung.

Kumulative Effekte sind zu befürchten, die bereits vorhandene negative Entwicklungen wie den Klimawandel, die Meeresverschmutzung oder die Überfischung verstärken könnten.

Gerade die ärmsten Bevölkerungsgruppen sind am stärksten von einer intakten Umwelt und deren Ressourcen abhängig. Die Küstenkommunen im globalen Süden sind deshalb als erste von den negativen Auswirkungen des Tiefseebergbaus bedroht.
Meeresbodenbergbau ist nicht in Einklang zu bringen mit den Zielen der Green Economy, Kreislaufwirtschaft und sozialen Inklusion. Die Bergbauindustrie ist global betrachtet eine der größten Quellen von Müll, verantwortet erhebliche Umweltzerstörungen, soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Diese Missstände gilt es an Land zu beseitigen.

Deshalb unterstützt Fair Oceans gemeinsam mit anderen Nicht-Regierungs-Organisationen, Kirchen und einzelnen Vertretern aus Wissenschaft und Forschung den Widerstand und die Kampagnen der lokalen Bevölkerung im pazifischen Raum.
Eine neue Studie über die Gefahren des kommerziellen Meeresbodenbergbaus in Papua-Neuguinea von Brot für die Welt und Fair Oceans zeigt die Gefahren dieses Großprojektes auf. Wissenschaft, lokale Bevölkerung und internationale Zivilgesellschaft kommen in der Studie zu Wort und warnen vor den Folgen.