ÜBER FAIR OCEANS

Unsere Ziele

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2009 hat der Verein für Internationalismus und Kommunikation e.V. seinen Arbeitsschwerpunkt Fair Oceans gegründet. Jahrzehntelang war die entwicklungspolitische Dimension der Ozeane und Meere vernachlässigt worden. Mit Fair Oceans entstand eine der wenigen Organisationen, die die Meereswelt insgesamt als politische Sphäre begreift und sich nicht nur auf einzelne Teilaspekte der Meerespolitik konzentriert.


Im Wesentlichen wurde die Meerespolitik in Deutschland und auch international als eine Frage des Umweltschutzes verstanden. Soziale und ökonomische Aspekte wurden allenfalls am Rande öffentlich diskutiert. Für die Entwicklungspolitik stellten die Meere weitestgehend einen blinden Fleck dar. Mit der zunehmend intensiveren Nutzung der Ressourcen an Land im Kontext der Globalisierung gerieten zunächst die Küsten und dann verstärkt auch die offene See und ihre Meeresschätze immer offensichtlicher in den Fokus des ökonomischen Interesses. Die Krisen und Konkurrenzen an Land lassen heute das Gewicht der Meerespolitik kontinuierlich anwachsen. Es werden blaues Wachstum und neue marine Ressourcenquellen versprochen. Dies schlägt sich nieder in den Initiativen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen zur Meerespolitik. Es entstehen vermehrt Probleme auf See, die es einzudämmen gilt. Die Meeresverschmutzung nimmt ebenso wie die Überfischung weltweit zu. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich und der Wohlstand, der aus der Förderung der Meeresrohstoffe und dem Seeverkehr entsteht, verteilt sich keineswegs gleich. Es handelt sich hierbei letztlich um einen der gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch gravierendsten Veränderungsprozesse unserer Zeit.
Entwicklungspolitisch ist die Bedeutung der Ozeane und Meere kaum zu unterschätzen. Zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit ist eine intakte Fischerei in vielen Regionen des globalen Südens unerlässlich. Aber auch für die Armutsbekämpfung, die Rohstoffpolitik, einen fairen Handel und nicht zuletzt den planetaren Umwelt- und Klimaschutz ist eine entwicklungspolitisch fundierte Meerespolitik notwendig. Umwelt und Entwicklung müssen zusammengedacht werden und die Menschen politisch eingebunden und beteiligt werden, wenn es um die Ausweitung der Nutzung und politische Neugestaltung der Ozeane und Meere geht. Dafür setzt sich Fair Oceans ein und verdeutlicht, worin die entwicklungspolitische Dimension der maritimen Umbrüche und Probleme liegt. Um dies zu erreichen unterstützt Fair Oceans die Vernetzung der Zivilgesellschaft über die Grenzen einzelner Themenfelder hinweg, lädt zu öffentlichen Debatten ein, erstellt Informations- und Bildungsmaterialien und betreibt Lobbyarbeit, um die internationalen Prozesse gemeinsam mit Partnern aus dem globalen Süden zu beeinflussen. Die Ozeane und Meere sollen so letztlich zu einem festen Bestandteil der Entwicklungspolitik werden und zugleich soll die entwicklungspolitische Dimension in der Meerespolitik nicht mehr ausgeblendet werden können. Fair Oceans versucht deshalb der öffentlichen Diskussion Raum und Stimme zu geben und die Veränderungen auf See als einen politischen Prozess zu begreifen, der uns alle angeht. Am Ende steht für uns die Frage im Raum: Welches Meer wollen wir?

Zum Thema was verbindet Internationalismus mit Meeresschutz und den Zielen von Fair Oceans hier ein Interview von Radio F.R.E.I. mit dem Vorstand Kai Kaschinski

https://www.freie-radios.net/94060

Positionen

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Ein wichtiger Aspekt der Arbeit von Fair Oceans ist es, in Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, insbesondere auch mit Partnern aus dem globalen Süden, politische Positionen zu formulieren, die zentrale entwicklungspolitische Fragestellungen aufgreifen und Umwelt und Entwicklung im Kontext der Meerespolitik zusammenführen.


Neben der grenzübergreifenden Vernetzung der Zivilgesellschaft und der Initiierung einer partizipativen und transparenten öffentlichen Debatte ist es unerlässlich die inhaltliche Positionsfindung voranzutreiben, um die entwicklungspolitische Dimension in die Meerespolitik zu integrieren. Es wird hier in vielerlei Hinsicht Neuland beschritten und Positionen für Bereiche erarbeitet, die bisher nicht aus entwicklungspolitischer Perspektive betrachtet wurden. Der Tiefseebergbau ist ein aktuelles Beispiel hierfür. Zudem gilt es die Anliegen der unterschiedlichen Akteure und die charakteristischen Perspektiven der einzelnen Themenfelder miteinander abzustimmen. Mit der Vielzahl an maritimen Vorhaben und der Kolonisierung der Ozeane und Meere wachsen zugleich die widerstreitenden Interessen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei das Verhältnis von Umwelt und Entwicklung. Gerade für die ärmeren Küstengemeinden, deren Existenz auf den natürlichen marinen Ressourcen fußt, sind intakte Meeresökosysteme lebensnotwendig. Allein ist aber selbst die Verknüpfung von Umwelt und Entwicklung noch nicht hinreichend, um die Existenzgrundlagen der Küstengemeinden nachhaltig zu sichern. Darüber hinaus gilt es unter anderem zu verhindern, dass traditionelle Nutzungsformen wie die Kleinfischerei im Rahmen der Industrialisierung der Meere von der Offshore-Ölförderung oder dem Massentourismus verdrängt werden.
Kaum ein Themenfeld ist vom Grundsatz her so global wie die Meerespolitik. Die Ozeane sind von übergreifender Bedeutung für die ökologischen Kreisläufe des Planeten oder auch den Handel. Mehr und mehr Menschen siedeln entlang der Küsten. Insbesondere die Gesellschaften der Kleinen Inselentwicklungsländer verdeutlichen wie weitreichend und vielschichtig die Abhängigkeiten von den Ozeanen und Meeren sind. Unter anderem hat sich Fair Oceans darum mit verschiedenen Partnern für die Aufnahme eines Ziels für die Ozeane und Meere in die Agenda 2030 eingesetzt. Grundsätzlich strebt Fair Oceans an, dass die Ozeane und Meere als gemeinsames Erbe der Menschheit verwaltet werden und versucht deshalb eine transnationale Perspektive einzunehmen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierfür das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. Eine international gerechte Meerespolitik kann sich allerdings nur dann tatsächlich durchsetzen, wenn die Interessen des globalen Südens hinreichend berücksichtigt werden und entwicklungspolitische Positionen in die Programme der Meerespolitik eingehen. Ökonomische und machtpolitische Konkurrenzen müssen hinter international verankerten Übereinkommen und einer supranationalen Verwaltung der Meere zurückstehen.

Der Verein

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Der Verein für Internationalismus und Kommunikation e.V. (IntKom) wurde 1998 als entwicklungspolitische Organisation mit Sitz in Bremen gegründet. Die Kernpunkte der Vereinstätigkeit stellen die Medien-, Bildungs- und Informationsarbeit, die Weiterbildung von Nichtregierungsorganisationen (NROs), die nationale und internationale Netzwerkarbeit sowie die Lobbypolitik im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit dar. In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Verein mehr als 250 Veranstaltungen und Workshops ausgerichtet, eine Vielzahl von Publikationen veröffentlicht, eine Reihe von Projekten zur Nord-Süd-Problematik organisiert sowie an verschiedenen Kampagnen und Vernetzungen mitgewirkt.


Ein zentraler Ansatz des Vereins ist die Verknüpfung entwicklungspolitischer Fragestellungen mit den Themen anderer Politikfelder wie dem Umweltschutz. So wurden neben Umweltthemen auch Aspekte der Gesundheits- und Sicherheitspolitik, der Migration und der Weltwirtschaft im Kontext der Entwicklungspolitik aufgegriffen und bearbeitet. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, nimmt sich der Verein Zeit für eine fundierte inhaltliche Aufarbeitung der Themenbereiche als Ausgangsbasis für sein weiteres Engagement. Hier wird zurückgegriffen auf aktuelle wissenschaftliche und politische Diskurse. Fachgespräche und die Erstellung eigener Publikation begleiten dieses Vorgehen. Die daraus resultierenden Diskussionsangebote und inhaltlichen Beiträge des Vereins sollen zum einen inhaltlich anspruchsvoll sein, zum anderen aber der Zugang niedrigschwellig angelegt sein. Die Einbeziehung migrantischer und genderpolitischer Standpunkte sowie von Südperspektiven ist dabei eine generelle Voraussetzung. Nicht nur ausgewiesenen Expertinnen und Experten oder entwicklungspolitisch Aktiven soll die Teilnahme an den grundlegenden inhaltlichen und politischen Diskussionen ermöglicht werden. Dies spiegelt sich unter anderem in dem Aufbau von Veranstaltungen, ihrer Bewerbung oder der Einbindung kultureller Elemente wider. Angesprochen werden sollen dadurch insbesondere auch Menschen mit Migrationshintergrund und migrantische Organisationen. In diesem Sinne bietet der Verein zudem seit 2004 in Zusammenarbeit mit der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen, dem AStA der Universität Bremen, dem Flüchtlingsrat Bremen und dem AStA der Hochschule Bremen kostenlose Deutschkurse an. Deutlich wurde diese Herangehensweise in den letzten Jahren unter anderem an der Ausrichtung mehrerer Veranstaltungen zum Konflikt in Syrien und der Situation in der Türkei. Nur eine breite öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung eröffnet der Zivilgesellschaft politische Handlungsoptionen.
Auf die Vernetzung mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen legt der Verein vor diesem Hintergrund besonderen Wert. Wichtige Partner sind unter anderem Brot für die Welt sowie Netzwerke in Deutschland wie das Forum Umwelt und Entwicklung und das Bremer entwicklungspolitische Netzwerk als auch Verbände im globalen Süden wie die African Confederation of Artisanal Fisheries Professional Organizations oder die Bismarck Ramu Group in Papua-Neuguinea. Je nach Thematik versucht der Verein die in dem jeweiligen Feld aktiven Organisationen in die Diskussionen einzubinden und gemeinsam mit diesen entwicklungspolitische Positionen zu formulieren. Dies soll dazu dienen multiplikatorische Effekte zu erzielen und durch politische Synergien die Öffentlichkeitswirksamkeit der entsprechenden Aktivitäten erhöhen. Des Weiteren sollen im Rahmen von Vernetzungsstrukturen andere Organisationen beim Ausbau ihres eigenen Engagements unterstützt werden, wobei im Vordergrund steht den Organisationen aus dem globalen Süden bei uns Gehör zu verschaffen. Ebenfalls von großer Bedeutung für den Verein ist in diesem Zusammenhang die Kontinuität des Engagements in einem bestimmten Themenbereich. Deshalb wird versucht Netzwerke und Kommunikationsstrukturen zu verstetigen und Debatten über einen längeren Zeitraum fortzuführen. Diese Kontinuität ist eine weitere, notwendige Grundlage, um über die Lobbypolitik erfolgreich Einfluss auf das politische Geschehen nehmen zu können. Kontakte zu Wissenschaft, Wirtschaft und Politik werden mit Blick auf die Meerespolitik gehalten und ausgebaut. Der Verein agiert hier auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, begleitet die internationalen Prozesse und zeigt Präsenz, um die erarbeiteten Positionen einzubringen und global faire und umweltpolitisch sinnvolle Entwicklungswege aufzuzeigen.