Wo bleibt die Verantwortung für die Seeleute?

Pressemitteilung von Fair Oceans anlässlich der 13. Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen (14. und 15. September)

An diesem Donnerstag und Freitag tagt in Bremen die 13. Nationale Maritime Konferenz (NMK). Auf der Themenliste stehen Energiewende, Schutz maritimer Infrastrukturen, die Perspektiven     der Marine und die Fachkräftegewinnung. Was fehlt, ist die Verantwortung für die Sicherheit und die Arbeitsbedingungen derjenigen, ohne die es keine globale Schifffahrt gibt: Die Seeleute. Während im Bereich globaler Produktionsketten wenigstens erste Schritte unternommen werden, mit dem Lieferkettengesetz diese Verantwortung für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den globalen Fabriken zu übernehmen, glänzt die maritime Wirtschaft hier durch Abwesenheit.
Wir fordern die NMK auf, sich dafür einzusetzen, die Transportarbeiter zur See und zu Land in die Geltung des Lieferkettengesetzes aufzunehmen. Denn die Waren springen nicht von einer Stufe der Produktionskette zur nächsten, sie werden bewegt – von Menschen, die monatelang von zu Hause weg sind, häufig weder Internet noch pünktliche Lohnzahlungen haben, oft in den Häfen nicht mehr an Land dürfen und in manchen Fällen nicht wissen, wie sie wieder nach Hause kommen sollen.
Die dunklen Ecken sind in der Regel nicht die Schiffe der großen Reedereien auf den Atlantikrouten. Es sind meist die Schiffe, die vor und hinter deren Strecke kommen, oder die von Billiganbietern, oder die Trawler wo Fisch gefangen, umgeschlagen oder gleich verarbeitet wird; es sind Schiffe unter Billigflaggen und mit intransparenten Eigentumsverhältnissen. Aber sie sind Teil der Lieferkette. Und die Seeleute auf ihnen haben noch weit schlechtere Möglichkeiten, sich für ihre Interessen zu organisieren, als die Beschäftigten in den globalen Zulieferfabriken.
Es stünde der NMK gut an, sich für eine entsprechende Ausdehnung des Lieferkettengesetzes auszusprechen. Technisch ist die Kontrolle der Transportketten viel einfacher als die der Produktketten. Bessere und sichere Arbeitsbedingungen, die Fähigkeit und Bereitschaft, Transparenz über die Transportkette zu schaffen, können ein wichtiger Wettbewerbsvorteil werden. Statt wie immer darüber zu klagen, bei den Transportpreisen unterboten zu werden, sollte die NMK mit der Zeit gehen und auf positive Vorteile setzen, die Konsumenten, Handelsketten und Staaten immer wichtiger werden.
Nicht nur die maritimen Infrastrukturen brauchen Schutz. Die Menschen, die in der globalen Schifffahrt arbeiten, brauchen ihn mindestens genauso dringend.
Cornelia Wilß
Fair Oceans, Pressereferentin