Buchvorstellung: Fisch in Seenot

Nach dem Bestseller Leckerland ist abgebrannt zu Ernährung und Esskultur hat der Umweltjournalist Manfred Kriener in diesem Frühjahr, gemeinsam mit dem Wissenschaftler Stefan Linzmaier, ein aufrüttelndes Buch geschrieben: Fisch in Seenot heißt der Titel, programmatisch auf den Punkt gebracht. Zügig geschrieben, gut recherchiert und kenntnisreich belegt, gelegentlich mit einem grimmigen Ton unterlegt, öffnen die Autoren uns die Augen darüber, welchen menschgemachten Risiken die Weltmeere, aber Nord- und Ostsee und nicht zuletzt der Bodensee ausgesetzt sind. Das Buch zeigt die Risiken und streift in einzelnen für sich stehenden Kapiteln die wesentlichsten Aspekte der Geschichte einer stetigen Ausbeutung des blauen Ökosystems. Mit dem Ergebnis, dass bald gar keine Wildfische mehr da sind? Die Mischung aus aufbereiteten Fakten, persönlichen Beobachtungen, Fachgesprächen und eigenen Erkenntnissen ist gelungen. Fisch in Seenot ist eine eindringliche Warnung davor, nicht so weiterzumachen wie bisher und auf einen „sorgsamen Umgang“ und eine nachhaltige Fischerei zu setzen. Nicht zuletzt weil die industrielle Verwertung der „Ressource Fisch“ und unser Konsumverhalten eine unheilvolle Verbindung eingegangen sind. Zum Beispiel wenn die Autoren über die Entwicklungsgeschichte des Lachs‘, diesen „edelsten der Fische“ (Brehm) erzählen: vom wilden Räuber zum „erniedrigten Mastschwein der Fischwirtschaft“ (Kriener, Linzmaier), gehalten in den Netzkäfigen mariner Aquakultur. Auf Wachstum getrimmte Tiere unter Medikamenteneinsatz und Antidepressiva, damit nicht noch mehr Zuchttiere, die ja auf unserem Speiseteller landen sollen, zugrunde gehen. Kriener und Linzmaier sind viel herumgereist, befragen Land und Leute, man folgt ihnen gerne auf ihren Streifzügen. Unser Wissen über Fische, dem zahlenmäßig wichtigsten Nutztiere auf unserem Planeten, nähert sich dem Nullpunkt, stellen die Autoren nüchtern am Anfang ihres Buches fest. Liest man die zwanzig kundigen vergnüglich geschriebenen Fischportraits von Aal bis Zander, die das Buch illustrativ ergänzen, weiß man schon sehr vielmehr über den Dorsch, die Sardelle und den Thunfisch. Fisch ist eine wertvolle Ressource und das meistgehandelte Lebensmittel weltweit … und verdient einen respektvollen Umgang.

Cornelia Wilß

Angaben zum Buch:

Manfred Kriener / Stefan Linzmaier

FISCH IN SEENOT

Über den sorgsamen Umgang mit einer gefährdeten Ressource

Hirzel Verlag, Stuttgart 2024