Die Bosse – das sind im Grunde wir Frauen

EIN GESPÄRCH MIT DORCAS KILOLA MALOGHO ÜBER FRAUENARBEIT UND FRAUENRECHTE IN DER HANDWERKLICHEN FISCHEREI IN KENIA

Mit nur 15.000 Fischern und 180.000 Tonnen Fang pro Jahr rangiert die handwerkliche Fischerei in Kenia hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Bedeutung deutlich hinter seinem südlichen Nachbarn Tansania. Bis vor wenigen Jahren war die Nachfrage der Kenianer nach frischem Fisch aus dem Indischen Ozean gering. Das war immer schon anders in der Region des Viktoriasees. Dort ist die Fischerei seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die 30 Millionen Menschen, die an seinen Ufern in drei Ländern leben: Tansania, Kenia und Uganda. Exportschlager wie der Viktoriabarsch, der auch in Europa beliebt ist, sind ein Devisenbringer.

Dank der Bemühungen der kenianischen Regierung, den Fischkonsum durch Kampagnen und Fischzuchtprojekte zu fördern, ist der Verzehr von Fisch in Kenia heute sehr beliebt und gewinnt angesichts der steigenden Nachfrage nach hochwertigem Fischprotein und den wachsenden regionalen Märkten auch als Wirtschaftsfaktor an Bedeutung.

Vor allem Frauen versuchen mit der professionell verbesserten handwerklichen Fischerei, die Versorgung für sich und ihre Familien sicherzustellen und Arbeitsplätze zu schaffen. Eine von diesen erfolgreichen Geschäftsfrauen ist Dorcas Kilola Malogho. Sie wurde 1994 in Mombasa geboren, studierte Marketing, konnte ihr Studium jedoch nicht abschließen. Anschließend arbeitete sie in einer Versicherungsgesellschaft, doch als Marketing und Kindererziehung schwierig wurden, versuchte sie, einen anderen Beruf zu finden. Heute vertritt sie (gemeinsam mit Mercy Wasai Mghanga) das Unternehmen Coastal Women in Fisheries Entrepreneurship (CWIFE), eine kenianische Organisation, ausschließlich für und von Frauen organisiert, die Fischhandel betreiben und andere Frauen trainieren, sich besser in der kenianischen Fischerei zu behaupten und für ihre Rechte zu kämpfen.

Die Gruppe besteht aus 10.000 Frauen, die in verschiedenen von der kenianischen Regierung organisierten Beach Management Units (BMU) in den Küstenbezirken Taita Taveta, Kilifi, Lamu, Tana River, Kwale und Mombasa County tätig sind. Außerdem gibt es noch Mitglieder im Dachverband der BMUs an der Küste, im Indian Ocean Water Body (IOWB) und in der Tuna Fisheries Alliance of Kenya (TuFAK). Sie alle beschäftigen sich mit dem Handel von Fisch und Fischereierzeugnissen, vor allem im Bereich der handwerklichen Fischerei. Vom Staat erhält Coastal Women in Fisheries Entrepreneurship Geld, um publikumswirksamen Events im Rahmen der Kampagne „Eat more fish“ durchzuführen.

Dorcas Kilola Malogho ist außerdem aktiv bei CAOPA und vertritt nach außen seit 2021 die Jugendabteilung, der handwerklicher Fischereiorganisationen in Afrika. Kürzlich nahm sie an einem advocacy-Traing, organisiert u. a. von CFFA, der Coalition for Fair Fisheries Arrangements in Stockholm und Brüssel teil. Das Thema war, welche Änderungen in den EU-Politiken zu ergreifen sind, damit sie zu wirksamen Instrumenten einer EU-Afrika-Partnerschaft für die Entwicklung einer ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Fischerei in Afrika werden.  Anschließend war Dorcas Malogho Gast bei einer Infotour auf der Weser am 7. Juni 2023 sprach sie beim World Oceans Day in Berlin, organisiert von Fair Oceans, in Zusammenarbeit mit Brot für die Welt.

Das Interview mit ihr wurde in Brüssel, Bremen und Berlin geführt.

Fair Oceans Konferenz zum World Oceans Day in Berlin, 7.6.2023 (mit Francisco Marí (BfdW) und Dorcas Malogho)

 

Cornelia Wilß: Dorcas, Sie sind eine erfolgreiche Fischhändlerin und zugleich engagieren sie sich ehrenamtlich in Ihrer Organisation Coastal Women in Fisheries Entrepreneurship für die Verbesserung der Rechte der Frauen, die im Fischsektor an Kenias Küste arbeiten. Wie kriegen Sie das unter einen Hut?
Dorcas Kilola Malogho: Ja, ich bin noch gar nicht so lange im Fischhandel aktiv, aber ich habe Erfolg. Das ist auch meiner Mentorin, Mercy Wasai Mghanga, geschuldet, der Gründerin unserer Organisation. Einen großen Teil meiner Zeit verwende ich aber auf die Aus- und Weiterbildung von Frauen, die in unserem Unternehmen organisiert sind. Was mich betrifft, so erziele ich eine gewisse Wertschöpfung, weil ich meinen Fisch unter guten Bedingungen verarbeiten kann oder ihn als Fischware an Hotels und Restaurants frisch verkaufe. Manchmal lasse ich die Ware von Mombasa in andere Regionen, oft auch nach Nairobi, und in andere Regionen transportieren. Das ist profitabel. Ich bringe also den Frauen bei, ihr Geschäft besser zu planen. Wir versuchen sie in Workshops und bei Schulungen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Zeit und Wissen in die Weiterverarbeitung zu investieren, um den Kunden das Produkt auf einen höheren quantitativen Standard anbieten zu können. Aber dafür braucht es auch Innovationen und Investitionen seitens des Staates und ein Umdenken in unserer Gesellschaft.

Wir arbeiten mit 10.000 Frauen im Fischereisektor, und die meisten von ihnen konnten sich nicht weiterbilden. Sie gehen einfach täglich ihrem Geschäft nach. Und sie genießen kein hohes Ansehen. Sie stehen an letzter Stelle in der Kette der Fischwirtschaft. Weder verfügen sie über eigene Boote noch über die Ausrüstung, um die Männer, die als Fischer anheuern – wie in anderen afrikanischen Ländern durchaus üblich ist – für die Ausfahrten zu bezahlen und über den Fang, den diese an Land bringen, selbst zu entscheiden. Wenn die Regierung Maßnahmen zur Unterstützung des Fischereisektors ergreift, so sind die männlichen Fischer die Nutznießer. Frauen ist das Fischen traditionell untersagt. Sie gehen bei der Verteilung von Geldern oder besseren Ausrüstungen meist leer aus. Deshalb versuchen wir Kenias Regierung und die entsprechenden Institutionen, die für den Fischereisektor zuständig sind, davon zu überzeugen, dass die Frauen im Fischereisektor wichtige Akteurinnen sind und den ganzen Handel und die Verarbeitung für den Konsum am Leben halten. Im Grunde sind wir die Bosse, aber versuchen Sie das mal ins Bewusstsein der Leute zu bringen! Das ist keine leichte Aufgabe.

 

Cornelia Wilß: Bitte schildern Sie kurz, welche Aufgaben die Frauen in der Fischverarbeitung übernehmen? Woher bekommen die Frauen den Fisch? Wie wird der Fisch verarbeitet und transportiert?

Dorcas Kilola Malogho: Die Frauen kaufen den Fisch direkt von den Fischern an den Anlandestellen. Aber da gibt es häufig das Problem, dass die Fischer Ausschau halten nach Kundschaft, die den verlangten Preis bar bezahlt und größere Menge abkauft. Frauen, die gerade genug Geld haben, um über den Tag zu kommen, können vielleicht nur zwei oder höchstens fünf Kilo Fisch kaufen, gerade so viel wie sie unter den schwierigen Bedingungen, verarbeiten können. Sie haben keine Rücklagen und keine Möglichkeiten, den Fisch kühl zu halten. Und warum ist das so? Ganz einfach: Sie müssen Lebensmittel kaufen und setzen ihr geringes Einkommen für die Ausbildung ihrer Kinder ein oder für andere Dinge, die die Familie braucht. Sie bekommen von den Fischern aber auch niemals einen Kredit. Niemals. Das wird kein kenianischer Fischer machen. Den großen Fang machen die wohlhabenden Leute in der Gesellschaft. Ärmere haben keine Chance. Deshalb gibt CWIFE den Frauen einen Kredit, und wenn sie ihre Produkte verkaufen, nehmen sie den Gewinn mit und geben uns nach und nach das Geld zurück.

Frau auf dem Heimweg, Kenia

 

Fisch wird in Kenia – je nach Region – getrocknet, gesalzen, gekocht und gebraten. Den Fisch braten sie meist in kleinen Pfannen über offenem Feuer zuhause. Als Brennholz verwenden sie leider oft Mangroven. Wir wissen aber, wie wichtig die Mangrovenwälder als Brutplätze und im Kampf gegen den Klimawandel sind. Wir versuchen daher die Frauen davon zu überzeugen, die Mangrovenwälder nicht weiter abzuholzen.

Die Frauen stehen mit ihrem Fisch zumeist an den größeren Ausfallstraßen und bedienen dadurch die lokale Nachfrage. Meist bewahren sie ihre Ware in einfachen Holzkisten auf, aber das ist natürlich nicht keimfrei. Sie bräuchten andere Aufbewahrungsmöglichkeiten, um den Fisch hygienisch einwandfrei anbieten zu können. Wir schulen sie auch darin, wie sie ihre Ausrüstung verbessern können, um den Transport der schnell verderblichen Ware über größere Distanzen zu ermöglichen. Das ist eine Voraussetzung, um die Wertschöpfung zu erhöhen.

Wir profitieren auch vom Tourismus in Kenia. Manchmal bekommen wir Aufträge von den Hotels oder von den Supermärkten; dann filetieren wir den Fisch und verpacken ihn, um ihn verkaufen zu können. Manche Frauen träumen davon, wertvolle Meeresfrüchteprodukte für gutes Geld zu exportieren: Tintenfisch, Austern, Wels und Tilapia.

Das Kühlen und das Frischhalten des Fangfischs ist ein großes Problem. Kaum eine Frau kann es sich leisten, einen Gefrierschrank zu kaufen. Sie müssen den Fisch aber sofort verarbeiten. Man sieht, wenn die Frauen ein Kühlsystem nutzen können, wie schnell sich ihre Situation verbessert. Wenn der Fisch über längeren Zeitraum frisch gehalten werden kann, können die Frauen größere Mengen, zwischen 20 und 50 Kilogramm kaufen und den gefrorenen Fisch nach Bedarf verarbeiten.

Besuch im Dorf Shimoni, Kenia

 

Auch der Transport des Fisches ist immer wieder eine Herausforderung. Wir haben in Küstengemeinden oft eine schlechte Infrastruktur. Die meisten Frauen benutzen Motorräder, um morgens zur Anlandestelle zukommen und später zurück nach Hause. Aber die Fahrten sind natürlich nicht umsonst. Der Fahrer will auch sein Geld. Für den Transport der Fische benutzen sie Plastikeimer, die Eiswürfel zur Kühlung müssen sie kaufen, damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Solche Ausgaben schmälern den Gewinn. Viele Frauen fragen sich, wann sie jemals einen Gewinn erzielen werden, um nicht von der Hand in den Mund leben zu müssen? Für die Frauen ist es sehr schwierig, auf diese Weise voranzukommen. Sie stecken einfach fest, tagein, tagaus, es gibt keinen Fortschritt für sie.

 

Präsentation der Kampagne „Eat more fish“ beim World Fisheries Day im Hafen von Shimoni, Bezirk Kwalé, Region Mombasa, Kenia, am 21. November 2022.

 

Cornelia Wilß: Welche Rolle spielt Fisch für gesunde Ernährung in Kenia?

Dorcas Kilola Malogho: Anfangs dachten die meisten Menschen in Kenia, Fisch sei etwas für die reichen Leute, weil Fisch ein teures Produkt sei. Im Zuge unserer Kampagne „Eat more fish“ hat sich diese Einstellung verändert. Jetzt schaffen wir ein Bewusstsein dafür, dass Fisch ein gesundes Nahrungsmittel für alle ist und dass Fisch eine wichtige Quelle essenzieller Makro- und Mikronährstoffe wie Omega-3, die für den Erhalt der Gesundheit und gesunde Ernährung sehr wichtig sind.

Vergleicht man aktuell die Preise für Fisch und Fleisch in Kenia, kann man sagen, dass die Preise für Fleisch in Kenia sehr hoch sind und Fisch dagegen günstig ist. Fisch kann sich jede und jeder leisten, denn ein Fisch kostet etwa 400 Schilling. Aber die entsprechende Menge an Fleisch kostet 580 Schilling. Wenn man den Fisch auf den lokalen Märkten kauft, zum Beispiel Octopus, ist er am günstigsten, aber das hängt natürlich auch davon ab, um welche Fischart es sich handelt. Selbst Hummer kann man günstig bekommen. Natürlich müssen die Touristen im Hotel sehr viel für Hummer bezahlen. Wenn man Hummer aber als einheimischer Konsument direkt bei den Fischern kaufen kann, bekommt man ihn sogar für 1000 Schilling. Was ich sagen will: Fisch kann sich in unserer Gesellschaft jeder leisten. Fisch ist gesund. Fisch ist einfach zuzubereiten und schneidet im Vergleich zum Anbau von anderen pflanzlichen Lieferanten von Eiweiß gut ab.

Wir nutzen Tage wie den Word Oceans Day am 8. Juni und andere Veranstaltungen, um unsere verarbeiteten Fischprodukte aus dem Indischen Ozean vorzustellen. Der vorherige Premierminister, Uhuru Muigai Kenyatta, hat uns dabei unterstützt, die Leute für den Verzehr von Fisch zu begeistern; unter seiner Regierung wurde der Fischereisektor als Teil der Blue Economy gefördert. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir in unseren Gewässern noch genug Fisch haben. Der Indische Ozean ist reich an Fischbeständen, doch die Kleinfischerei leidet darunter, dass in der Küstennähe der Fisch nahezu abgefischt ist. Deshalb fischen die Kleinfischerei an den Brutplätzen nah der Küste und das ist natürlich schlecht für die zukünftigen Bestände und ist auch nicht mehr erlaubt, in den küstennahen Gebieten zu fischen, um die Aufzucht nicht zu gefährden. Könnten wir diese Art von illegaler Fischerei stoppen und stünden wir nicht in einem unfairen Wettbewerb mit den Fangflotten der Industrieländer, wäre das für den Fischbestand und unsere aller Wohlergehen als Küstenbewohnerinnen besser.

 

Cornelia Wilß: Was kann und muss sich ändern?

Dorcas Kilola Malogho: Unsere selbst verwaltete Organisation Coastal Women in Fisheries Entrepreneurship versucht, neue Wege in der Praxis vorzuschlagen. Wir haben die Regierung gebeten zu prüfen, wie nachhaltig es wäre, einen eigenständigen, selbst verwalteten Marktbereich zu haben, wo die Fischer ihren Fang hinbrächten und zu einem festgelegten Preis von jeder und jedem Kunden bezahlt werden könnte. Das würde auch das große Problem lösen, dass die Frauen den Fisch über einen längeren Zeitraum keimfrei aufbewahren könnten, wenn sie ein Kühlhaus in einer solchen kontrollierten Marktzone gemeinschaftlich nutzen könnten.

Sardinen werden zum Trocknen ausgelegt

 

In manchen Regionen trocknen Frauen den Fisch in Sandbetten unter der Sonne, indem sie Netze ausbreiten – manchmal sind es einfache Moskitonetze – und den Fisch darauflegen. Das ist keine hygienische Vorgangsweise. In der Regenzeit gibt es hohe Verluste, denn es gibt keinen Schutz vor der Nässe und die Fische verderben. Viele Frauen bleiben in der Regenzeit dann einfach oft zuhause und warten darauf, dass der Regen aufhört. In dieser Zeit ist die Ernährungssicherheit oft ein Problem, weil es weder genug Fisch für den Eigenbedarf noch für den Verkauf gibt. Die Frauen bräuchten Solarpanels und Solartrockner, die ihnen helfen könnten, unabhängiger zu werden.

Natürlich hoffen die Frauen – so wie ihn in anderen Ländern eine Praxis ist – irgendwann einmal, eigene Boote anschaffen zu können. Dann könnten sie die Fischer anheuern und den Fischern entlohnen und selbstständig darüber entscheiden, was sie mit dem Fang machen. Letztlich ermutigen wir die Frauen in Workshops und bei Schulungen, die wir kostenlos anbieten und ehrenamtlich organisieren, ihre Arbeit zu professionalisieren, um mehr Gewinn abschöpfen zu können. Die Nachfrage nach Fisch wird eher mehr!

Ich sehe täglich, in welch schwierigen Lage viele Frauen sind, meiner Meinung nach müssen wir in unseren Gemeinschaften darauf hinarbeiten, dass die Stimmen der Frauen viel lauter werden. Viele Frauen kennen ihre Rechte nicht, also versuchen wir, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie das Recht haben, für ihre Interessen zu kämpfen – gleichgültig ob auf nationaler Ebene, auf regionaler Ebene oder in den Gemeinden. Wichtig ist die Erkenntnis, dass du dich selbst verteidigen kannst.

Hier an der Küstenregion ist die traditionelle Vorstellung immer noch weit verbreitet, dass die Männer das Sagen haben und Frauen sich um ihre Kinder zu kümmern und das Essen für ihren Mann zu kochen haben. Wir versuchen also, ein Bewusstsein für eine feministische Politik zu schaffen und die Regierung aufzufordern, selbst wenn sie sich zu politischen Reformen durchgerungen haben, ihre Politik so zu überarbeiten, dass Frauen eine Chance haben, sich in unserer Gesellschaft durchzusetzen, zumindest auf nationaler Ebene.

Auch im Fischereisektor waren die meisten Männer in den letzten Jahren die führenden Köpfe, die die Entscheidungen treffen. Aber wenn die Regierung gender-sensibel sein will, müssten zum Beispiel mehr Frauen in den Beach Management Units (BMUs), die eine wichtige Rolle beim Zugang zu Krediten und Mikrofinanzdienstleistungen spielen, vertreten sein. Aktuell sind etwa 20 Prozent der Mitglieder Frauen.

CFFA Steering Committee CAPE in Mombasa, November 2022

 

Cornelia Wilß: Sie stehen auch als eine Lobbying- und Advocacy-Organisation g im direkten Austausch mit der Regierung? Welche Erwartungen haben Sie an die Verantwortlichen?

Dorcas Kilola Malogho: Wir legen großen Wert auf Transparenz und kämpfen für bessere Bedingungen für unsere Gemeinschaften. Wir versuchen, dass die Regierung sich uns gegenüber transparenter verhält. Zum Beispiel wollen wir darüber informiert werden, wenn neue Projektvorhaben im Sektor der blauen Wirtschaft geplant sind, die die traditionellen Rechte und den Schutz der Kleinfischerei betreffen könnten. Gerade in Bezug auf Investitionen in diesen Wirtschaftssektor gibt es nahezu keine Transparenz und ist Korruption an der Tagesordnung. Wir versuchen, das zu bekämpfen und Lobbyarbeit zu betreiben, damit die Korruption sich weniger verbreitet und fordern von der Regierung, Rechenschaft über ihr politische Entscheidungsprozesse abzulegen.

Wie Sie wissen wurde 2022 das Internationale Jahr der handwerklichen Fischerei  gefeiert. Und wir, die Vertreter:innen von CAOPA, der ich auch angehöre, haben 2022 einen Call to Action – einen Aufruf zum Handeln aus der Sicht der handwerklichen Fischerei formuliert und bei der Meereskonferenz in Lissabon im Juni 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. In dem Papier fordern wir unsere Regierungen auf, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Kleinfischerei geschützt und wiederhergestellt wird und dass sie in jedem CAOPA-Mitgliedsland zu Wirtschaft, Gesundheit, Kultur und Wohlbefinden beiträgt. Das ist der Grund, warum wir als Afrikaner und auch in Kenia unsere Regierung auffordern, transparent und rechenschaftspflichtig zu sein bei allem, was geschieht und was die Kleinfischer in irgendeiner Weise schützen soll. Dann brauchen wir die Regierung auch, um die schwierige Lage vieler Jugendlichen zu verstehen, sie darin zu unterstützen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihnen eine Zukunft zu geben. Vielleicht auch in der Fischerei!

Das Gespräch wurde von Cornelia Wilß für Brot für die Welt und Fair Oceans geführt.

Interview english

Interview deutsch

Foto ganz oben: Treffen von CAOPA und CANCO in Mombasa anlässlich des Weltfischertages 2022, Kenia